Ich muss ja gestehen, dass ich mich echt schwer tue bzw. eine eher ambivalente Haltung zum Thema gute Vorsätze fürs Neue Jahr habe. Wenn ich etwas ändern will, warum dann nicht sofort im August oder November. Aber es ist natürlich viel bequemer sich und den Änderungen, die einen aus der Komfortzone bringen, noch eine Galgenfrist bis zum neuen Jahr zu gewähren.

Und so füllt sich die Liste bei vielen spätestens im vierten Quartal und wird länger und länger. Gesünder leben & ein besserer Mensch werden – die meisten Vorsätze lassen sich ziemlich gut unter diesen beiden Oberbegriffen einsortieren. Zwei Themen, die mich eigentlich das ganze Jahr über beschäftigen und die es auf die Liste der guten Vorsätze für sofort schaffen könnten, sind Kaffee & Alkohol – als YogiNi erlaubt oder nicht?

Yogaphilosophie und Drogen

Gibt es in den Yogatexten Hinweise darauf, dass Kaffee nicht zum Yoga passt? Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich in die Hatha Yoga Pradipika geschaut. Einer der ältesten Yogatexte spricht nicht explizit von Kaffee, rät dafür aber von Drogen und Alkohol ab. Auch rät die Schrift von sauren und ruhelosen Speisen ab – damit hätten sich fettige Pommes oder Pizza dann auch gleich mit erledigt. Wenn der Körper ein göttlicher Tempel ist, gilt es, ihn nach bestem Wissen und Gewissen zu pflegen. Also noch mehr Dinge, die ich eigentlich von meinem Ernährungsplan völlig streichen sollte?!

Ich fühle mich tief mit der Yogalehre verbunden und weiß, wie gut es mir und meinem Körper damit geht, mich daran auszurichten. Andererseits: Die Zeiten haben sich verändert, seit Yoga und Ayurveda sich entwickelt haben.

Yoga und Alkohol: Ein Thema, so viele Meinungen

Natürlich gibt es auch diejenigen, die für Yoga komplett auf Kaffe und Alkohol verzichten. Ich respektiere das absolut, bewundere es sogar. Für mich käme es so dogmatisch nicht in Frage. Und für mich schließt sich Beides auch nicht aus. Was ich aber gemerkt habe: Yoga macht mich bewusster im Umgang mit meinem Körper. Ich trinke viel seltener ein Glas Wein als früher und wenn, dann verkneife mir immer öfter das zweite Glas, weil ich keine Lust habe morgens nicht fit zu sein. Ich lerne besser auf die Bedürfnisse meines Körpers zu hören und ihn sorgfältiger zu behandeln. Wie ich schon sagte. Yoga tut mir gut. Aber ein Kaffee oder ein Glas Wein manchmal eben auch.

Ausschlaggebend: die Intention dahinter

Für mich ist beim yogischen Kaffee- oder Alkohlkonsum viel eher die Intention entscheidend: Wieso trinken wir täglich Kaffee oder Alkohol? Weil wir gar nicht mehr drüber nachdenken und einfach süchtig sind? Oder weil eine kleine Dosis in Kombination mit einem Ritual unsere Lebensqualität steigert? Durch Achtsamkeit gegenüber dem Körper, verstehe ich auch mein Inneres besser. Und die neu gewonnene Klarheit schenkt mir Mut, anschließend danach zu handeln.

Genießen in Maßen

Wie so oft lässt sich zu einem komplexen Thema nicht die eine Antwort finden. Yoga ist eben Freiheit und nicht Dogma, daher sollte man sich nichts verbieten. Es geht darum, auf den eigenen Körper zu hören und der Intuition zu folgen. Deshalb ist YogiNi auch für mich nicht nur, wer auf koffeinhaltige oder alkoholische Getränke verzichtet.

Also kein Vorsatz Kaffee und Alkohol im neuen Jahr wegzulassen – aber der Vorsatz noch häufiger in mich hinein zu horchen, bevor ich einem ersten Impuls nach Kaffee oder Alkohol nachgebe. Und falls ich nachgebe, bewusst genießen!

In diesem Sinne: Namasté, Cheers und kommt auch ohne besondere Vorsätze gut ins neue Jahr!