Als ich vor einigen Jahren des erste Mal über den Begriff Ritual stolperte, konnte ich ihn nicht so wirklich zuordnen. Routinen, wie z.B. Morgenroutinen kennen wir aus den diversen Anleitungen zur Selbstoptimierung – gesünder, kreativer, produktiver, was auch immer werden, indem man sich, seinem Morgen, seinem Tag oder seinem ganzen Leben ein bestimmte Struktur vorgibt. So weit so gut.

Die ersten Assoziationen bei dem Begriff Ritual sind meist religiöser Natur, bei Ritualen denken viele etwa an Gottesdienste oder rituelle Handlungen, wie sie häufig in Filmen (gerne auch etwas übertrieben) dargestellt werden. Rituale haben erst einmal nichts mit Zeremonien bei Mondschein und brennenden Fackeln zu tun.

Was ist dann ein Ritual?

Schaut man bei Wikipedia nach, dann ist ein Ritual eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Dabei unterscheidet man zwischen gesellschaftlichen Ritualen, die immer in einer Gemeinschaft stattfinden. Das kann das Weihnachtsfest oder der Familiengeburtstag sein, der jedes Jahr den gleichen Ablauf hat.

Es gibt aber auch die persönlichen Rituale, die wir für uns ganz individuell festlegen können. Dies sind bestimmte Verhaltensweisen, die mehr bedeuten als die unmittelbare Handlung: Sie weisen auf etwas anderes hin, das für uns bedeutsam und wichtig ist. Es ist wie ein Ankerpunkt im alltäglichen Trubel, der uns Stabilität gibt und an dem wir viele andere Abläufe ausrichten können.

Ein persönliches alltägliches Ritual ist das Duschen am Morgen, die Kaffeepause am Nachmittag oder der „Tatort“ am Sonntagabend. Fällt eines weg, fühlt man sich irgendwie unvollständig, denn der Tatort bedeutet nicht nur, dass wir uns mit dem Fernseher die Zeit vertreiben, es ist der Ausklang des Wochenendes, bevor die Arbeitswoche wieder losgeht und das ist der Punkt, der für uns bedeutsam ist.

Rituale sind mehr als nur sich wiederholende Handlungsabläufe, denn sie formen sogar das Gehirn. „Das ständige Wiederholen von rituellen Handlungen schafft im Gehirn eine ganz eigene Wirklichkeit. Wir wiederholen etwas immer wieder, und das nimmt plötzlich Gestalt an. Als sei es greifbar“, erläutert der Hirnforscher Ernst Pöppel.

Die Macht der Rituale nutzen

Mit dieser Erkenntnis sollte es vielleicht nicht nur die Dusche am Morgen sein, die unseren persönlichen Ritualfundus ausmacht. Wenn wir mit einem Ritual unsere eigene Wirklichkeit kreieren können, dann können wir Rituale auch genau dafür nutzen. So könnte ein Ritual dazu dienen, innere Ruhe, Klarheit oder Fokus zu finden, einem bestimmten Ziel näher zu kommen, eine neue Gewohnheit zu manifestieren oder ein altes Muster loszulassen.

Wenn du ein neues Ritual für dich etablieren möchtest, dann wähle nur solche Dinge aus, die dein Herz ansprechen und deinen Alltag bereichern. Du solltest sie nicht als Zeitverschwendung oder Ballast betrachten, sondern mit Neugierde, Spaß und Begeisterung zur Tat schreiten, denn darin liegt die Magie und Macht von Ritualen.

Soul Journaling, als tägliches Ritual, ist z.B. einer der effektivsten Wege, dich mit dir selbst zu verbinden, dich zu verstehen, deine Wünsche zu erkennen und so ein Gestalter deiner eigenen Realität zu werden.

Hast du es schon einmal ausprobiert?

Herzlichst