Yoga ist gerade überall, meint man, wenn man Magazine aufschlägt oder durch Social Media scrollt. Jedes Fitnessstudio, jeder Sportverein hat mittlerweile Yoga im Programm. Aber Yoga ist kein Fitnesstrend – auch wenn viele sich davon eine bessere Figur und höhere Leistungsfähigkeit versprechen. Yoga ist viel mehr, als sich mit Übungen auf einer Matte zu bewegen, die wir vielleicht auch schon im Bauch-Beine-Po Kurs angetroffen haben.

Yoga ist ein Jahrtausende altes Philosophie System und um es in einem Satz zusammenzufassen, dient Yoga schon seit jeher dem Ziel, den eigenen Geist in Richtung Ruhe und Klarheit zu bewegen – mit dem nicht weniger bedeutenden Ziel der Erleuchtung.

Yoga ist das Zurruhebringen der Gedanken im Geist. – Patanjali

Aber uns westlichen Menschen fällt es in unserer Leistungsgesellschaft ungeheuer schwer, unsere Zeit dafür zu nutzen, um eigentlich nichts zu tun. Vor allem nichts zu denken. Unser Kopf und unser Körper sind für uns eine Ressource und nicht selten rühmt man sich damit, Multitasking fähig zu sein und mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und zu bedenken.

Und da ist es nicht verwunderlich, dass wir uns auch in unserer Freizeit leistungsfähiger machen wollen. Sport macht man, weil man ein Ziel hat. Entweder müssen noch 3 Kilo bis zum nächsten Strandurlaub runter oder man ist schon für den nächsten Marathon angemeldet. Erzählt sich in der Bürokaffeeküche ja auch viel besser „Ich laufe im September wieder in Berlin mit und vorher mache ich noch den Halben in Timbuktu…“ Auch hier muss es höher, schneller, weiter sein. Jeder kennt mindestens einen Menschen, der schon einmal bei einem Ironman mitgemacht hat.

Wie seltsam ist für uns die Vorstellung zu erzählen, man habe einfach mal nichts getan, damit sich die tanzenden Affen im Kopf endlich für einen Moment beruhigen.

So hat sich Vinyasa Yoga entwickelt

Vinyasa ist ein Yogastil, der uns westliche Menschen über Bewegung in die Meditation bringen kann. Durch Bewegung im ganz eigenen Rhythmus unsers Atems haben wir keine Kapazität mehr im Hirn frei, um über den Einkaufszettel fürs Abendessen oder die Vorbereitung des nächsten Meetings nachzudenken. Netter Nebeneffekt, neben der Entspannung, wir beanspruchen viele Muskelgruppen, die im Alltag in Vergessenheit geraten und bewegen Gelenke, von deren Existenz wir gar nichts wussten. Das macht ganz automatisch auch körperlich fitter, löst Verspannung und kann dadurch Schmerzen reduzieren und neue verhindern. Und vielleicht stellst du nach einiger Zeit auch fest, dass du beweglicher wirst und herausfordernde Haltungen mühelos schaffst.

Aber anders als beim Sport und Workout geht es nicht um Leistung oder Wettbewerb. Wer kann den Kopfstand am längsten halten? Wer kann ihn überhaupt? Diese oder ähnliche Fragen und Gedanken gehören nicht auf die Yogamatte und auch nicht in die Bürokaffeeküche. Im Yoga ist es wichtig, das gesellschaftlich vorherrschende Leistungsdenken abzuschütteln! Falscher Ehrgeiz hat im Yoga keinen Platz und kann eher das Gegenteil bewirken. Loslassen ist die Devise, sollen die anderen sich doch mit Höchstleistungen überbieten.

Aber unterschätze nie eine Person mit einer Yogamatte 😉

Herzlichst